20. August 2015

Lecks werden genauestens lokalisiert

Mit einem elektronischen Gasspürgerät misst Cesar Campe auch geringste Methankonzentrationen.

BACKNANG. Cesar Campe ist in einer ganz besonderen Mission unterwegs. Wer ihm begegnet, fragt sich, wonach der Mann denn suchen könnte? Ausgestattet ist er mit festen Wanderstiefeln, einer orangefarbenen Warnweste, statt eines Rucksackes führt er technische Geräte mit sich und schiebt etwas vor sich her, was an einen Metalldetektor denken lässt. Kollegen von ihm wurden schon von Passanten gefragt, ob sie nach Gold suchen. Nein, Campe sucht genauso wenig wie seine Kollegen nach Gold, sondern nach Lecks in Gasleitungen. Das Ding, das er da vor sich her schiebt, ist eine Sonde, die Bodenluft über den in den Straßen und Feldern verlegten Erdgasleitungen ansaugt. Das Messgerät reagiert schon auf kleine Mengen Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas, lässt Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Höfer wissen. Seit Mitte Juli ist Campe schon als Gasspürer in Backnang unterwegs. Ein Knochenjob. Und das noch bei der Hitze in den vergangenen Wochen. Bis zu zehn Kilometer legte er pro Tag zurück. Trassenauf- und trassenabwärts. Insgesamt muss er in Backnang eine Strecke von rund 200 Kilometern ablaufen. Bisher „sieht es sehr gut aus. Er hat sehr wenig gefunden – das war früher schon ganz anders“, weiß Höfer. Einmal zeigten die erhobenen Daten aber einen Gasaustritt an – glücklicherweise handelte es sich um eine kleinere, durch einen Korrosionsschaden an der Leitung verursachte Geschichte, die bereits erledigt ist. Der Leckstellenhinweis wird klassifiziert, je nachdem wie dies ausfällt, muss sofort aufgegraben werden oder eine Undichtigkeit erst in ein paar Tagen oder gar in ein paar Monaten – jedenfalls vor dem nächsten Winter – behoben werden. Früher waren die Gasspürer noch mit einem Planwerk auf Papier unterwegs, Campe von einer Lahrer Messtechnik-Firma arbeitet mit digitalen Plänen. Gleichzeitig wird sein Weg per GPS aufgezeichnet. So wird dokumentiert, dass er auch die richtige und komplette Strecke abgelaufen ist. Höfer: „Er überwacht sich selbst.“ Es sind nicht nur die Hauptleitungen, die es zu überprüfen gilt, sondern auch die Hausversorgungsleitungen, „von den Straßen rein bis zum Gebäude“, erklärt Höfer. Und so muss Campe auch in Vorgärten, wozu er erst einmal beim Hausbesitzer oder -bewohner klingelt. „Wenn er nicht reinkommt, protokolliert er das“, so der Stadtwerke-Geschäftsführer. Der betreffende Abschnitt muss dann später gesondert gemessen werden. Arbeiten dieser Art werden in Backnang jedes Jahr erledigt. Die Häufigkeit der Messungen haben die Stadtwerke laut Höfer in Bezug auf den für jeden Gasversorger vorgeschriebenen Sicherheitscheck freiwillig erhöht. Es gebe schon erste Versuche mit Drohnen, plaudert Höfer aus dem Nähkästchen. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Und Cesar Campe wird noch viele Kilometer gehen, damit in Sachen Erdgas-Sicherheit in Backnang und anderswo auch nichts anbrennt.
Aus der Backnanger Kreiszeitung vom 19.08.2015 von Ingrid Knack.